Milz, Spleen oder Lien. Das größte lymphatische Organ des Menschen hat viele Namen. Mit einem
Gewicht von 100 bis 350 Gramm und einer Länge von ca. 12 cm erfüllt die Milz vielfältige Aufgaben.
Bekannt ist die Milz jedem Medizinstudenten. Doch wie steht es mit der Nebenmilz? Na,
schon mal gehört? Die Nebenmilz bzw. Nebenmilzen liegen bei ungefähr 10% der Menschen als anatomische
Variante vor. Meist treten sie aber klinisch nicht in Erscheinung. Kennst du dich noch mit
dem histologischen Aufbauter Milz aus? Klar, hatte ich ja alles in der Vorklinik. Okay,
welche Funktionen hat dann die weiße und die rote Pulpa? Puh, irgendwas mit Lymph-Vollikeln?
Scheinbar doch schon einige Zeit her zu sein. Mh, magst du es mir nochmal erklären? Klar,
gerne. Das Milzparenthym teilt sich in zwei Abschnitte. Den einen Abschnitt nennt man
weiße Pulpa. In der weißen Pulpa befinden sich die Malpigikörperchen. Unter Malpigikörperchen
versteht man Lymph-Vollikel aus B-Zellen. Außerdem liegen die sogenannten periarteriolären
lymphatischen Scheiden, kurz PALS genannt, in der weißen Pulpa. Um die PALS befinden
sich viele T-Zellen. Wie die Menge an Immunzellen schon andeutet, liegt die Aufgabe der weißen
Pulpa in der Immunabwehr. Das zirkulierende Blut wird auf mögliche fremde Antigene überprüft.
Und die rote Pulpa? Ist die Immunabwehr nicht die Hauptaufgabe der Milz? Ja, die Immunabwehr
ist sicherlich eine wichtige Aufgabe der Milz. Nicht vergessen sollte man aber, dass die
Milz zusätzlich noch der Friedhof für alte Erythrozyten ist. Die rote Pulpa der Milz
besteht aus retikulären Bindegewebe, das gut perfundiert wird. Die Erythrozyten, die
den beschwerlichen Weg durch das Bindegewebe aufgrund mangelnder Verformbarkeit oder eines
zu hohen Alters nicht mehr schaffen, bleiben ganz einfach im retikulären Bindegewebe hängen.
Und was macht die Milz dann mit ihnen? Dann kommen Makrophagen und bauen die alten Erythrozyten
ab. So, nur aber genug zur Histologie. Das sollte als kleiner Refresher genügen. Auf zur Klinik!
Was kann denn bei der Milz so alles schiefgehen? Einiges. Aber fangen wir erstmal bei der Diagnostik
an. Weißt du, wie man die Milz für gewöhnlich untersucht? Die Milz sollte auf jeden Fall nicht
tassbar sein. Das stimmt. Falls die Milz doch palpable ist, deutet das auf eine pathologische
Vergrößerung hin. Dieses Krankheitsbild nennt man Splenomegalie. Und wie untersucht man sie denn
dann mit Ultraschall? Ja, Ultraschall ist eine gute Methode zur Diagnostik der Milz. Natürlich
können auch CT oder MRT zum Einsatz kommen. Eventuell kann bei bestimmten Fragestellungen
auch eine Milz-Syntegrafie sinnvoll sein. Aber zurück zur Splenomegalie. Eine Komplikation
der Splenomegalie ist das Hyperspleniesyndrom. Das Hyperspleniesyndrom ist definiert durch Mangel
aller oder einzelner Blutzellen, hyperplastisches Knochenmark und Splenomegalie. Die Ursache für
den Mangel der Blutzellen liegt darin, dass die Milz quasi zu eifrig arbeitet. Es werden zu viele
Blutzellen aussortiert. Kompensatorisch springt das Knochenmark ein und versucht in Windeseile so
viele Blutzellen wie irgendwie möglich zu produzieren. Wie sieht die Therapie bei einem
Hyperspleniesyndrom aus? Da man die Milz nicht unbedingt zum Leben braucht, kommt beim Hyperspleniesyndrom
eine Splenektomie in Betracht. Ansonsten sollte man immer erst mal darüber nachdenken, was denn
ursächlich für die Milzvergrößerung war. Bei den Ursachen anzusetzen sollte der erste Schritt sein.
Und was führt denn eigentlich zu einer Milzvergrößerung? Eine ganze Reihe an
unterschiedlichen Auslösern für Milzvergrößerungen gibt es. Beispielsweise können Infektionskrankheiten
eine meist eher milde Splenomegalie auslösen. Darunter fallen das pfeifersche Grüßenfieber,
HIV, Röteln, Toxoplasmose oder eine bakterielle Endokaditis. Zu einer ausgeprägteren Milzvergrößerung
führen Myeloproliferative Erkrankungen. Vor allem die chronisch-myeloische Leukämie CML oder die
chronisch-lymphatische Leukämie CLL. Doch auch Pfortaderhochdruck und hemolytische Anemien können
zu einer stark ausgeprägten Milzvergrößerung führen. Eher exotische Auslöser für Milzvergrößerung
sind die angeborenen Speicherkrankheiten, wie zum Beispiel der Morbus-Niemann-Pick,
bei dem es zu einem gestörten Abbau von Lipiden kommt. Okay, und wie sieht es beim
gegenteiligen Krankheitsbild aus? Wie äußert es sich klinisch, wenn die Milz zu wenig arbeitet?
Du sprichst von einer funktionellen oder auch anatomischen Asplenie. Meist ist
eine Splenektomie in der Krankheitsgeschichte bekannt. Das wäre eine anatomische Asplenie.
Nur selten kommt es zu einer funktionellen Asplenie. Durch welche Auslöser kommt es
Presenters
Theresa Lippert
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:08:50 Min
Aufnahmedatum
2017-08-15
Hochgeladen am
2017-08-15 13:36:29
Sprache
de-DE
„Wenn das größte lymphatische Organ des Menschen streikt –
Erkrankungen der Milz“